Eine kleine Zeitreise muss sein. Auf unsere Geschichte sind wir nämlich stolz. Fast 1.000 Jahre ist Siegburg alt. Mindestens! Vermutlich gab es sogar noch früher – zwischen 500 und 900 nach Christus – eine Siedlung im heutigen Stadtgebiet. Die Lage war ideal: Es gab Wälder für die Jagd, Bau- und Brennholz, Weideland und reiche Fischbestände in der nahen Sieg und Agger.
Stadtgeschichte
Stadtgeschichte

Siegburg schwarz auf weiß
Der Name Siegburg wurde das erste Mal um das Jahr 1060 erwähnt. Damals vertrieb der Kölner Erzbischof Anno II. den Pfalzgrafen Heinrich aus seiner Befestigung auf dem Siegberg. Anstelle der Burg baute Anno ein Kloster, stellte es unter den Schutz des Erzengels Michael, stattete es reichlich mit Land und Rechten aus und gab es in die Hände von Benediktinermönchen. So wurde aus dem Siegberg der Michaelsberg und aus einer kleinen Siedlung eine aufstrebende, blühende Stadt, die Handwerker, Kaufleute und überhaupt jede Menge bürgerliches Leben anzog.

Berühmtheiten aus der Erde
Auch getöpfert wurde in Siegburg schon immer. Hier gab es nämlich reiche Tonvorkommen, aus denen sich Steinzeug herstellen ließ, das fast so weiß war wie Porzellan. Das war einzigartig; die Keramiken aus Siegburg waren entsprechend begehrt. Erst recht, als die Töpfer begannen, kunstvolle Designs zu erfinden. Weil Siegburg außerdem auf die Handels- und Vertriebswege der Kölner Hanse zurückgreifen konnte, wurde die Keramikstadt schnell zu einem „Global Player“ und exportierte ihr Steinzeug in die ganze Welt.
Von der Burg zum Reformkloster
Seit dem 9. Jahrhundert stand auf dem Michaelsberg eine Burg der Ezzonen. Der Kölner Erzbischof Anno II. vertrieb diese Dynastie und gründete 1064 eine Benediktinerabtei. Der Abt wurde zum Herrscher der Siedlung am Fuß des Berges. Die durch ihren Gründer bedingte Verbindung der zukünftigen Stadt Siegburg zu ihrer „Mutter“ Köln sollte sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder als sehr eng erweisen. Anno förderte seine Gründung gezielt. Als Verfechter kirchlicher Reformbestrebungen machte er das Kloster zu einem bedeutenden Zentrum der Erneuerung des benediktinischen Mönchtums - so sehr, dass hierfür der Begriff der „Siegburger Reform" geprägt wurde. Dazu erreichte er, dass die Abtei schon 1069 vom deutschen König Heinrich IV. die Markt-, Zoll und Münzrechte für Siegburg erhielt.
Siegburg macht erstmal Druck
Irgendwann nahm der Keramiküberflug ein Ende. Stattdessen zog das Industriezeitalter ein und mit ihm ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung. Den Auftakt machte 1840 eine Kattundruckerei. Später siedelten sich zwei staatliche Rüstungsbetriebe an: die Königliche Geschossfabrik und das Königliche Feuerwerkslaboratorium. Auf dem Höhepunkt der Rüstungsproduktion während des Ersten Weltkriegs waren hier mehr als 30.000 Menschen beschäftigt. Siegburg war zur Industriestadt geworden.
Die wechselvolle Geschichte der Abtei
1803 wurde die Abtei im Rahmen der von den Franzosen erzwungenen Säkularisierung nach fast 750jährigem Bestehen aufgehoben. Nach Napoleons endgültiger Niederlage kam das Rheinland und damit auch Siegburg auf dem Wiener Kongress zum Königreich Preußen. Im selben Jahr wurde in den Gebäuden der ehemaligen Abtei auf dem Michaelsberg die erste „Rheinische Irrenheilanstalt“ eingerichtet. Im Jahr 1878 wurde diese aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen in den alten Abteigebäuden geschlossen. Stattdessen wurden die ehemaligen Abteigebäude als Zuchthaus genutzt und 1890 um einen großen Anbau erweitert. Etwa 500 Strafgefangene lebten unter Bedingungen, die heute als menschenunwürdig bezeichnet werden müssen und schon damals scharfe Kritik hervorriefen. Die Stadt bemühte sich bald um eine Schließung der Anstalt in den historischen Gebäuden. Die Bemühungen der Stadtväter zeigten schließlich Erfolg: Im Jahr 1914 kehrte Leben in die alten Gemäuer zurück - nicht als Ort des Leidens, sondern als Ort der Kontemplation und Spiritualität. Ein neuer Benediktinerorden bezog die historischen Gebäude und führte damit eine jahrhundertealte Tradition fort. Die Abtei wurde endlich wieder von Mönchen bewohnt.
Im Schatten des Nationalsozialismus
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Siegburg einen dramatischen wirtschaftlichen Niedergang. Die Schließung der Rüstungsbetriebe führte zu Massenarbeitslosigkeit, nachdem dort zuvor bis zu 27.000 Menschen beschäftigt waren. Trotz der Dominanz der katholischen Zentrumspartei gewannen demokratiefeindliche Kräfte an Einfluss. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann eine systematische Verfolgung und Zerstörung demokratischer Strukturen. Die jüdische Gemeinde, die 1933 knapp 400 Mitglieder zählte, wurde gezielt angegriffen. Während der Pogrome vom 9./10. November 1938 wurde die Synagoge an der Holzgasse zerstört. Bis 1942 waren alle Siegburger Juden entweder geflohen oder in Konzentrationslager deportiert worden, wo viele ermordet wurden. Auch die lokalen Institutionen litten unter der NS-Herrschaft. Die Abtei wurde 1941 von der Gestapo als "reichsfeindlich" geschlossen und als Lazarett und Flakbeobachtungsposten umfunktioniert. Am 10. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die Stadt. Die Zerstörungen waren erheblich: Der obere Markt, die Mühlenstraße und der Bahnhofsbereich waren durch Bombenangriffe und Artilleriebeschuss schwer beschädigt, die Abtei stark zerstört.
Stadtwandel
In den 1970er Jahren erfand Siegburg sich noch einmal neu. Man wandelte sich von der Industrie- zur attraktiven Einkaufs- und Dienstleistungsstadt. Zielgruppe: die gesamte Region. Der ICE-Bahnhof, der Anfang des neuen Jahrtausends gebaut wurde, hat dazu beigetragen. Inzwischen bringt er nicht nur die Region zusammen, sondern Menschen aus ganz Europa zu uns.
Wappenengel
Der Erzengel Michael, namensgebend für den stadteigenen Michaelsberg, ist bis heute im Siegburger Wappen zu sehen – mit Zepter, Reichsapfel und (bergischem) Löwen.
Tiefer abtauchen?
Ein Besuch im Stadtmuseum nimmt Sie mit in die Vergangenheit

Siegburger Starkomponist
Engelbert Humperdinck - Er war einer der größten musikalischen Stars seiner Zeit. Eines seiner berühmtesten Werke ist „Hänsel und Gretel“ – nach Mozarts „Zauberflöte“ die am häufigsten aufgeführte Oper der Welt. Durch viele Kindermelodien kennt man ihn – und kennt ihn doch nicht. Engelbert Humperdinck ist viel mehr als der „Märchenonkel“. In Siegburg können Sie sich auf die Suche nach ihm begeben. Spuren des berühmten Komponisten finden Sie vielerorts. Natürlich im Stadtmuseum, in dem er am 1. September 1854 geboren wurde – der Überlieferung nach um Punkt 12 Uhr mittags. Damals war das Gebäude noch eine Schule. Sein Vater Gustav war dort Lehrer, seine Eltern wohnten in einer Dienstwohnung im Schulgebäude.
Im Stadtmuseum finden Sie die Dauerausstellung zum Leben und Wirken Engelbert Humperdincks.