Der Internationale Keramikpreis Siegburg würdigt Keramiken in hoher handwerklicher Qualität und mit besonderem gestalterischen Anspruch. Prämiert werden ideenreiche Umsetzung, keramische Techniken und erweiterte Ausdrucksformen der Keramik.
Im Jahr 2014 nahmen die Organisatoren des Keramikmarktes den 950. Geburtstag der Stadt Siegburg zum Anlass, dem jährliche stattinden Markt ein neues Gesicht zu verleihen. Im Rahmen dieser Neugestaltung wurde 2015 erstmals - parallel zum Keramikmarkt - der Siegburger Keramikpreis verliehen, an dem alle Marktteilnehmer teilnehmen konnten. Seit 2015 wird er im Turnus von zwei Jahren ausgeschrieben.
Im Jahr 2021 wurde der Wettbewerb zum 4. Siegburger Keramikpreis erstmalig für alle professionell arbeitenden KeramikerInnen unabhängig von der Marktteilnahme in Siegburg geöffnet und erstmalig in einer Ausstellung im Stadtmuseum Siegburg präsentiert.
Der 6. Internationale Keramikpreis Siegburg wird am 01. Februar 2026 im Stadtmuseum Siegburg vergeben. Die Ausstellung läuft bis zum 12. April 2026.
Am 04. Februar 2024 wurde der 5. Internationale Keramikpreis Siegburg im Stadtmuseum Siegburg vergeben. Der Preis war aktuellen keramischen Strömungen gewidmet und würdigte Keramiken in hoher handwerklicher Qualität und mit besonderem gestalterischem Anspruch.
113 Bewerbungen aus 23 Ländern lagen zum Bewerbungsschluss vor. Es wurden neben Werken deutscher Künstlerinnen und Künstlern Arbeiten aus den USA, England, Italien, Spanien, Dänemark und Österreich, um nur einige zu nennen, eingereicht. Ähnlich weit gereist war auch ein Gutteil der über hundert Gäste der Eröffnung. Und nicht zuletzt: Die Fachleute bescheinigten den Arbeiten des Wettbewerbs durchweg internationales Format.
58 Arbeiten wurden für den Wettbewerb ausgewählt. Drei Preise, ein Sonderpreis und vier Belobigungen wurden vergeben. Den ersten Preis erhielt die aus den USA stammende Alix Brodeur für ihre raumgreifende Installation "Standort". Der 2. Preis ging an Christiane Wilhelm für ihr Gefäß "Mother of Pearls" (Bild links). Den 3. Preis erhielt die Wienerin Christa Zeitlhofer für ihre Werk "deformierter kreis auf ellipsoid mit fahrrad, 2022" (Bild rechts). Ein Sonderpreis für die "Blaue Stunde" wurde Ulrike Uschmann zugesprochen. Belobigung gingen an Michela Benedan, Halle, Nathalie Cohn, Kopenhagen, Monika Debus, Höhr-Grenzhausen, sowie Maria Pohlkemper, Billerbeck.
"Die Ausstellung", so schreibt Museumschefin Gundula Caspary im Vorwort des sehr gelungenen Katalogs, "zeigt die faszinierende Vielfalt zeitgenössischer Keramikkunst, in der kompakte Stücke neben fragilen Formen standen, konzeptuelle Strenge und geometrische Klarheit neben gestischer Expressivität und brüchigen Strukturen, Einzelstücke neben Reihen und mehrteiligen Arbeiten aus kleinen individuellen Einzelteilen neben großformatigen, fast raumsprengenden Installationen."
Mit dem Ankauf von zehn der beteiligten Keramiken erweitert das Stadtmuseum seine Sammlung an zeitgenössischer Keramik.bei.
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Ausstellungskatalog 5. Siegburger Keramikpreis
Zur Ausstellung, die bis zum 07. April 2024 im Stadtmuseum Siegburg zu sehen war, gibt es einen Katalog, den Sie an der Museumskasse erwerben oder hier downloaden können.
Es zeugt von großem Mut und künstlerischer Freiheit, Keramik so völlig anders zu denken. Mit ihrer raumgreifenden Installation sprengt Alix Brodeur die Dimensionen der klassischen Keramik. Inspiriert von massiven Betonpollern, die als Sicherheitssperren unser neues Stadtbild prägen, schafft sie überdimensionale Quader, überspitzte Pyramiden und schräge Obelisken, eindeutig geometrische Formen, die sie aber bewusst der Geradlinigkeit und Glätte architektonischer Bauelemente entzieht.
2. Preis: "MOTHER OF PEARLS" von Christiane Wilhelm
Eine der stabilsten und perfektesten Formen, die die Natur hervorgebracht hat, ist das Ei. Das Gefäß von Christiane Wilhelm, das in der Tradition der klassischen Amphore steht, bildet die Perfektion eines makellosen Eis nach, gekrönt von einem kuppelartigen Deckel, der das Gefäß präzise verschließt. In ihrer archaisch-reduzierten, formalen und gestalterischen Ästhetik löst sich die Amphore von der dienenden Funktion eines Behältnisses und bekommt, auch dank ihrer schildpatt-artigen Oberflächenstruktur mit länglichen bis wabenförmigen Porzellan-Intarsien, einen kostbaren, objekthaften Charakter.
3. Preis: "deformierter kreis auf elliptoid mit fahrrad" von Christa Zeitlhofer
Der Blick des geneigten Betrachters sucht vergeblich nach passenden Assoziationen. Von der Künstlerin schlicht als deformierter Kreis bezeichnet, mag das kompakte Objekt an ein altmodisches Telefon oder eine stylische Handtasche erinnern, bleibt jedoch in seiner irritierenden Formensprache eher ungegenständlich und abstrakt. Die visuelle materielle Anmutung der brüchigen Oberfläche changiert zwischen felsiger Schroffheit und plüschiger ‚softness‘. Das wie ein Design-Label spielerisch applizierte kleine Fahrrad entzieht sich vollends der sinnhaften Zuordnung und öffnet gerade deshalb das Narrativ des Objektes zur freien Interpretation durch den Betrachter.
Sonderpreis: "Blaue Stunde" von Ulrike Uschmann
Mit ihrer Inszenierung von fünf unterschiedlich gestalteten Vasen vor einer großformatigen, bemalten Leinwand schafft Ulrike Uschmann eine theatralische Situation, in der die keramischen Stücke zu Protagonisten auf einer Schauspielbühne mutieren, als warteten sie auf den Schlußapplaus. Der schwarze Mittelteil der Leinwand suggeriert die räumliche Tiefe einer Bühne, die wolkige Bemalung der restlichen Leinwand den Bühnenprospekt bzw. Vorhang. Die gestisch aufgetragenen Farben der Gefäße und der Leinwand durchspielen das poetische Spektrum der Blauen Stunde zwischen hellem Sonnenschein und tief-dunkler Nacht.
Belobigung: "ohne Titel" von Michaela Benedan
Michela Benedan geht in ihrer Arbeit das Wagnis des Experimentierens ein, das sie zu neuen, unerwarteten Ergebnissen führt: Sie baut ihre freie Arbeit aus Wülsten zu einem Gerüst oder dreidimensionalen Gitter auf, zu einer bewußt instabilen Struktur, die beim Brennvorgang erweicht und sich im provozierten Zufall verformt. Dabei entsteht eine spontane, fast gestische Bewegung im Material, die die Konstruktion wie im Schwebezustand einer Momentaufnahme zu einer stilisierten Welle formt. Der fließende Farbverlauf von Weiß zu Hellblau unterstützt den schwungvollen Eindruck des bewegten Fluidums.
Belobigung: "Cancer" von Nathalie Cohn
Nathalie Cohn gelingt es, dem Thema ihrer Arbeit (Cancer) Gestalt zu geben und das Unfassbare des Krebsgeschwüres als ein eigenständiges, wachsendes, sich und sein Umfeld deformierendes Geschöpf darzustellen, als un-be-greifbaren Fakt, der im Kern eine Fehl-Stelle, eine Leere hinterläßt, die nicht zu füllen ist. Das Objekt präsentiert sich voller Ambivalenzen – zwischen einer lebendigen, bewegten, fast atmenden Form, die zugleich kompakt, erstarrt und voller Härte ist, und dem malerischen Verlauf der Glasur vom Blau des lebensspendenden Wassers zum Schwarz tiefster Trauer. Die freie Form und konkrete Farbgebung korrespondieren sinnbildlich mit dem inhaltlichen Bezug.
Belobigung: "Meduse, 2022" von Monika Debus
Monika Debus gestaltet eine große skulpturale Wandarbeit in freier, amorpher Form. Wie ein nach Innen geschlagener Kragen bildet der äußere Rand eine Hohlform, die eine zentrale Wölbung umschließt und ihrerseits mit Wölbungen und Vertiefungen versehen ist. Vor allem von der Seite betrachtet bekommt das Objekt den Charakter einer von Gletschern geschliffenen sanften Hügellandschaft. Vielleicht erinnert es auch an ein urzeitliches Fossil, eine versteinerte Amöbe, ein Quallen-artiges Lebewesen. Die rhythmischen Modulationen und die Struktur des Dekors verleihen der fast bildhauerischen Arbeit eine geheimnisvolle, pulsierende Lebendigkeit.
Belobigung: "Core" von Maria Pohlkemper
Wie ein papierener Lampion oder eine auf ihr konstruktives Gerüst reduzierte Frucht mutet das fragile Gebilde aus feinen Porzellanplatten von Maria Pohlkemper an. Das leicht Unperfekte der zur Seite geneigten ‚Kugel‘ greift die Divergenzen zwischen natürlichem Wuchs einer Frucht und dem Anspruch auf makellose Ware beim Kauf- und Konsumverhalten unserer Gesellschaft auf. In der Durchbrochenheit seiner Form weist das zarte Objekt innere Komplexität und Mehrdimensionalität auf. Es zeigt und verbirgt gleichermaßen seinen Wesens-Kern, aus dem neues Leben zu entstehen vermag.
2021 wurde der Wettbewerb zum 4. Siegburger Keramikpreis erstmalig für alle professionell arbeitenden KeramikerInnen unabhängig von einer Marktteilnahme in Siegburg geöffnet. Anlässlich des 100 Todestages des in Siegburg geborenen Komponisten Engelbert Humperdinck stand der Preis unter dem Motto "Ton & Töne - der Ton macht die Musik".
Eingeladen waren professioniell arbeitende KeramikerInnen aus dem In- und Ausland. Sie nutzten den weiten Interpretationsspielraum des Motos und zeigen unter der gleichnamigen Ausstellung im Januar 2022 im Stadtmuseum Siegburg die Vielfalt der Keramik.
38 nationale und internationale Keramiker beteiligten sich mit 45 Keramiken an dem Wettbewerb.
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Ausstellungskatalog 4. Siegburger Keramikpreis
Zur Ausstellung des 4. Siegburger Keramikpreises gab es einen Katalog, den Sie hier downloaden können.
1. Preis: „Tonleiter für Musik oder Skala“ von Ellen Rijsdorp, Delft
Reminiszenzen an frühe Neumennotation oder auch zeitgenössische Notation Neuer Musik, spielt mit Höhen und Tiefen genauso wie mit den Ton-Charakteren und „Klang“-Farben. Das Ensemble erscheint wie eine Ton gewordene Synästhesie.
2. Preis: "Blaue Form" von Monika Debus, Höhr-Grenzhausen
Jury: Das Objekt zeigt sich im Spannungsfeld zwischen spielerisch-tänzerischer Leichtigkeit und exakter Statik und erinnert in seiner ausbalancierten Formgestaltung an die muschelförmige Klangarchitektur des Berliner „Haus der Kulturen“ („schwangere Auster“). Zudem korrespondiert die Oberflächengestaltung in Schwingungskurven mit der Form des Objekts.
3. Preis: "Verwobene Schalen" von Christine Ruff, Wuppertal
Das aus ursprünglich zwei formal identischen Einzelschalen bestehende Objekt lässt die Einzelteile zum Gesamt-Klang einer neuen, faszinierenden Form verschmelzen.
Belobigung: „Klangquadrat“ von Uta Blindow
Das Klangquadrat aus 36 Klangschalen lässt den Ton im Wortsinn Musik machen. Den einzeln gefertigten Schalen, die über Holz-Klöppel anschlagbar sind und im Ambitus einer Oktave klingen, ist Massivholz und Moos unterlegt, eine Klangschale ist mit einer Hagebutte versehen. Es symbolisiert den Wald, in dem sich das aus der Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ bekannte Geschwisterpaar verliert.
Belobigung: „Zwischentöne“ von Beate Pfefferkorn, Dresden
Wie an einer überdimensionierten Kette (Länge ca. 140cm) finden sich hier eine Vielzahl an glockenförmigen Einzelteilen. Klang wird hier farblich visualisiert. Farbnuancen symbolisieren eine Folge von Einzeltönen.
Belobigung: „Dancing cups – Klang eines umgekippten Bechers“ von Meng-Chan Yu, Kiel (geb. in Taiwan)
Humorvoll und mit Leichtigkeit zeichnet die Künstlerin in der Folge von drei unterschiedlich gestalteten und verschieden aufgestellten Porzellanbechern die Bewegungsfolge eines umkippenden Bechers und seiner Füllung in drei Schritten. Den Klang des umkippenden Bechers beschreibt er, indem er die innere Flüssigkeitsbewegung außen sichtbar macht.